I. Selbstwirksamkeit & Flexibilität
II. Assoziatives Denken
III. Bewusste Bewegungen
IV. Motivation
V. Transfer vom Alltag zum Tennis
VI. Training & Wettbewerb
- Selbstwirksamkeit und Flexibilität als Grundlage des Tennisspielers, dem entgegen stehen „Unsicherheit“ und Starrheit“
Wie machen sich Unsicherheit oder auch Starrheit bemerkbar?
In der Wahrnehmung, im Fokus. Wir kennen alle das Zitat: „Der Vergleich ist des Glückes Tod„ von S. Kierkegaard. Da stellt sich die Frage, warum vergleichen die Menschen so viel?
Die Suche bzw. der Vergleich mit den Dingen in der Außenwelt zeigt sehr deutlich dass der eigene Selbstwert nicht sehr groß sein kann. Denn, wer mit sich selber im reinen ist, sich selbst liebt, der kann auch die Dinge im Außen annehmen wie sie ihm erscheinen bzw. mit all seinen Sinnen genießen was kommt.
Die Angst vor Wertungen von außenstehenden Menschen, die die eigene Gedanken- und Normwelt geprägt haben, schlägt sich in diesen eigenen Vergleichswertungen nieder bzw. spiegelt sich wieder.
Das sind dann Rollenbilder dem man selber entsprechen muss/ will und wo man selbst erwartet, dass andere diesen Bildern entsprechen. Das ist nicht wirkliche Freiheit, das ist Abhängigkeit von den Meinungen der anderen.
So kann man nicht zu sich kommen und selber seine Ziele wirklich fokussieren. Man wird gehemmt werden wenn die Erwartungen, Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen ständig im Kopf rumschwirren anstatt sich darauf zu konzentrieren was im Hier und Jetzt zu tun ist. Man ist in diesen ängstlichen Zustand mehr am Außen orientiert, man sucht nach Anerkennung und Liebe im Außen und das Handeln wird eher darauf bedacht sein, zu tun was andere gut finden und nicht was man selber wirklich gut findet. Um mich selbstständig zu orientieren muss ich bei mir sein, mich kennen und gelernt haben was ich selber liebe.
Im Außen findet man sich nicht.
Das was du im Außen suchst ist dass Gefühl zu dir selber.
Die Wertung ist zudem ein Abschotten vor dem Außen. Wenn ich etwas mit „gut“ oder „schlecht“ bewerte schaue ich es mir nicht genau an, ich schirme mich eher durch Wertungsgedanken ab. Ansonsten finde ich es halt richtig bzw. emotionslos gut oder anders gesagt meiner geprägten Norm entsprechend richtig. Letzteres ist keine wirkliche Offenheit für das was passiert. Es fehlt der kindliche Forscherdrang und damit wird die Analysefähigkeit schwinden. „Freiheit ist das Tun in der kindlichen Geisteshaltung.“ S. Lubach
Kategorien wie „besser“ oder „schlechter“, sind Wertungen die ein Spiegel des eigenen geringen Selbstwertes sind. Das eigene Bild zeigt sich darin was wir Denken, wie wir darauf basierend fühlen und dann handeln. Wir sind unsere Gedanken. Diese projizieren wir auf die Außenwelt. Auch „der überkritische Mensch verrät mit seiner Haltung das Bedürfnis, als vollkommen zu gelten. Seine Unfähigkeit, andere so hinzunehmen, wie sie sind, spiegelt letztlich sein Unvermögen, sich selbst zu akzeptieren, wider. Sein Streben nach Vollkommenheit ist die Projizierung der Forderungen, die er an sich selbst stellt. Perfektionismus ist vielleicht die häufigste aller Illusionen und zweifellos eine der zerstörerischsten, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht.“ A. Lowen
Im Tennis wie im Leben müssen wir mit offenen Sinnen auf dem Platz stehen, alles wahrnehmen und selbstwirksame Entscheidungen treffen. Wir definieren selber was nötig ist um unseren Zielen, mit der nächsten Handlung, ein Stück näher zu kommen. Dies ist eine andere Denkweise als in Kategorien wie „gut“ oder „schlecht“ zu denken, wir müssen uns selbstständig orientieren, beobachten und analysieren was uns hilfreich erscheint um erfolgreich zu sein. Es ist alles andere als ein einfacher Vergleich, es ist das Erkennen der Einheit in den unterschiedlichen Erscheinungen, die Einheit steht für das Notwendige Tun was zum Ziel führt!
Die Einheit zu finden bedeutet, das nächste Kettenglied entdeckt zu haben um den Erkenntnisprozess voranzubringen.
Nehmen wir die kinematische Kette, die bedeutendste Bewegung für den Tennisspieler als Beispiel:
Sie besteht aus unterschiedlichen Einzelbewegungen oder auch Erscheinungen wie oben als Begriff verwendet.
Wir müssen als Therapeut erforschen welche einzelnen Abschnitte bzw. Bewegungen von der Kette evtl. nicht verstanden bzw. nicht umgesetzt aber benötigt werden um zu einer geschlossenen Einheit der Kraftübertragung zu kommen. Nur dieses Kettenglied wird den Prozess dann zum nächsten Lernschritt, zur nächsten Treppenstufe führen.
Die fertige Einheit von Bewegung der Schulterachse, des Rippenbogens, Becken, Hüfte und Beine sollen als Stichworte hier erstmal genügen. Wir müssen selber unseren Körper kennenlernen! Hier ist es unbedingt notwendig mehr in Einheit von Körper und Geist zu kommen, von Denken, Fühlen und Handeln.
An erster Stelle der Problemanalyse steht aber, was für eine Einheit wir suchen! Eine Einheit bei uns um besser zu werden ist selbstwirksam lösbar. Dies gelingt durch Training und Reflexion im fortlaufend wechselseitigen Prozess.
Ist es aber eine Einheit die nicht komplett in unserer Macht liegt müssen wir noch genauer darauf schauen wie wir selbstwirksam und flexibel analysieren, also genau beobachten was sich im Außen verändert, damit wir unser Ziel auch erreichen!
So bei einem Match mit einem Gegner den wir besiegen wollen!
Ist der Gegner auf der Rückhand schwach ist dies eine einfache Erscheinung die wir als lösende Einheit identifzieren um zum Sieg zu kommen, schafft er es aber sein Spiel erfolgreich umzustellen müssen wir fortlaufend neue Lösungen erforschen. Mehrere Wege erkennen, um flexibel immer den Matchplan anzupassen und mit neuen Ideen auf das Spiel einzuwirken.(Erkenntnisprozess im Match)
Diese Grundeinstellung ist gleichzeitig die Grundlage um bei den 5 folgenden Punkten weiter zu kommen. Die beiden letzten Beispiele, hier von Punkt 1, zur kinematischen Kette und zum Gegner, sind zugleich Konkretisierungen die auch den letzten Punkt, Punkt 6, veranschaulichen sollen. - Förderung des assoziativen Denkens statt Angstgedanken
Anders gesagt, Matchplan vs. Orientierungslosigkeit bzw. Planlosigkeit. Wie im Leben, so auch auf dem Court. Wir brauchen einen Plan, sonst wissen wir nicht was wir wollen, erst mit einem Plan können wir genau erkennen, wie wir abweichen oder ob wie wir den Plan an die äußeren Bedingungen oder dem Gegner entsprechend anpassen müssen. Ohne Plan stecken wir in unseren alten Gewohnheiten und Mustern fest, diese werden dann spontan zum Vorschein kommen. Diese Gewohnheiten sind unbewusst und haben meistens kein Ziel, sondern alte Schutzmechanismen die eher aus der Anpassung und der Angst heraus rühren. Planvolles Arbeiten ist die erste Devise zum assoziativen Denken. - Von der unbewussten Kompensation zur bewussten Bewegung
Bewusste Ansteuerung der Körperteile durch Basisübungen.
Um gezielt etwas zu verbessern, muss ich wissen, was ich benutze. Wir benötigen klare Gedanken für unsere praktischen Ziele. Aber um diese Ziele bewusst umsetzen zu können müssen wir auch lernen den Körper so bewusst zu benutzen, dass wir diese Ziele erreichen können.
Disbalancen kompensieren wir oft unbewusst, denn, der Körper will immer in seiner Mitte sein. So beobachtet man bei Menschen, die einen Buckel machen, dass sie automatisch die Hände hinter dem Rücken verschränken. Dies tun sie völlig unbewusst, um ihr Gewicht auszugleichen, würden ihre Arme locker herunterhängen würden sie nämlich nach vorne kippen.
So macht es der Körper in allen Bereichen und es ist wichtig sich dieser Mechanismen bewusst zu werden, zumindest wenn wir gesund bleiben wollen und unseren Körper richtig benutzen lernen wollen.
Die Gehirnforschung beweist das sensomotorische Fähigkeiten Grundlegend sind um lernen zu können. Darin zeigt sich das Intelligenz nicht nur auf analystische Kompetenzen beruht (die linke Gehirnhälfte ist dafür zuständig), sondern auf ganzheitliches Denken. „Die Basis all unserer Fähigkeiten liegt im Gehirn. stressfrei und kreativ arbeitet das Gehirn dann, wenn das neurologische Zusammenspiel zwischen beiden Gehirnhälften (…) gut funktioniert. Das ist dann der Fall, wenn die Nervenbahnen im Gehirn intensiv vernetzt sind und bestehende Blockaden gelöst werden können. Diese einfachen Bewegungsübungen basieren auf den Stufen der Gehirnentwicklung, die wiederum den Evolutionsstufen der Menschwerdung entsprechen. (..) Treten in den einzelnen Stufen jedoch Störungen auf, durchlebt der sich entwickelnde Mensch nicht jeden dieser evolutionären Bewegungs- und Entwicklungsvorgänge, weil er aus vielerlei Gründen nicht die Möglichkeit hat, diese Bewegungsmuster ausreichend auszuprobieren und zu intergrieren, so hat dies tiefgreifende Konsequenzen für seine weitere intellektuelle und emotionale und soziale Entwicklung: mangelndes Selbstvertrauen, Unbeweglichkeit im Denken, Konzentrationsschwierigkeiten, Lernprobleme, motorische Defizite etc. Wird eine untere Stufe nicht genügend erfahren und durchlebt, wirkt sich das auch auf die anderen Evolutionsebenen des Gehirns aus.
Jedoch, und das ist die gute Nachricht, können laut Koneberg und Gramer-Rottler durch entsprechende Körper- und Evolutionsübungen Entwicklungsdefizite und -lücken geschlossen (d.h. nachentfaltet und integriert) werden.“ (Zit. aus: Das bewegte Gehirn – Körperübungen für clevere Kinder und Hengstenberg Spiel- und Bewegungspädagogik) - Motivations- gegen Willenskraft
In den drei zuvor genannten Punkten haben wir uns über die gewohnte rationelle Denkmethode an den Körper herangearbeitet.
Liebe zu einer Sache werden wir aber nur entwickeln wenn wir intrinsich motiviert sind. Wie ein Kleinkind was sich vom Liegen bis zum Gehen jeden Tag, in den ersten 12 Monaten, aufs neue aufmacht zu üben, egal wie oft es umfällt, es steht immer wieder auf, bis es aufrecht gehen kann. „Wüchsen die Kinder in der Art fort, wie sie sich andeuten, so hätten wir lauter Genies.“ Goethe
In unseren Alltag haben wir gelernt mit unserer Willenskraft Dinge zu tun. Die Willenskraft hat sicherlich viele gute Seiten, sie sagt uns beispielsweise: Mach mehr Sport, um 12 Uhr ist Mittagsessen, geh zur Schule oder zur Arbeit.
Wirkliche Motivationskraft kommt aber nicht aus dem Verstand, sie kommt aus dem Impuls des Körpers etwas tun zu wollen. Aus dem Lustprinzip heraus. Soll heißen, wir sollten Essen wenn wir Hunger haben, bilden uns, weil wir gerne auf Entdeckungsreise gehen und treiben Sport weil uns die Bewegung ureigenst Freude bereitet. Dazu gehören genauso Entspannung, Lust und Zärtlichkeit. Doch die letzten drei Punkte werden oft mit Zwangshandlungen und Süchten kompensiert anstatt aus der Liebe zu sich selbst.
Wirkliche Motivation kommt nicht aus dem abarbeiten oder erfüllen von Dingen.
Das Therapeutische-Tennis möchte helfen die natürliche Einheit von Fühlen, Denken und Handeln wieder herzustellen. Dazu ist eine gewisse Kontrollabgabe notwendig, an diese Klammern die Kopfmenschen sich mit Körper und Geist. Wenn wir nur darauf bedacht sind unseren Willen zu Folgen kommen wir nicht zur Ruhe, die Folgen sind Muskelverspannungen, andere körperliche- und gesundheitliche Probleme. Selbiges zeigt sich dann auch in starren (genormte & gezwungene) Ansichten und Kontrollängsten auf geistiger Ebene.
Manchmal sind natürlich die Willensanstrengungen von Erfolg gekrönt, doch häufig enden sie in Hoffnungslosigkeit und Verzweifelung. Menschen die mehr über den Körper und die Lustfunktion leben, brechen in der Hauptseite eher körperlich leidend ein, während die rational verkopften Menschen, die aus der Willenskraft handeln, eher psychisch einbrechen. Diese beiden Seiten sind nicht starr gegeneinander zu stellen, sie bedingen sich gegenseitig und können ineinander übergehen. Meine Erfahrung soll nur verdeutlichen dass Krankheit heilbar ist und viel mit dem Verhälntnis zu uns selber zu tun hat.
Das Vertrauen in den Körper wollen wir im Therapeutischen-Tennis fördern. Urvertrauen fördern.
„Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig!“ Charlie Chaplin - Transfer des Zusammenhangs, der vermeintlichen Gegensätze, von Alltagsbewegung und Tennisbewegung
Wie schon in den Punkten zuvor erwähnt, machen die Menschen viele unbewusste Bewegungen und Körperhaltungen.
Dies führt zu vielerlei Kompensationen. Diese gewohnten Bewegungsmuster spiegeln sich im Tennisspiel besonders wider. Der Transfer von den evolutionärsten Bewegungen des menschlichen Körpers zum Tennisspiel ist notwendige Grundlagenarbeit, alle Spitzensportler, die ich durch meinen Physiokollegen kennenlernen durfte, haben diesen bewussten Prozess gemacht und machen ihn nach Verletzungen immer wieder aufs Neue.
Wer dieses Fundament der Basisbewegungen erlernt hat, kann darauf immer wieder aufbauen.
Wir unterschätzen die Grundlagenarbeit für die Basisbewegungen des Menschen. Die Disziplin, Bewegung und Haltung exakt und bewusst über die richtigen Körperteile anzusteuren wird erst zu einer wirklichen Einheit von Körper und Geist führen.
Zu Stabilität, Flexibiliät und der daraus resultierenden Kraft.
Der Patient bzw. Tennisspieler muss erkennen können welche Körperteile er benutzt um effizient die kinematische Kette ausführen zu können. Grundlage dafür ist jeden Bereich der Körperbewegung erstmal isoliert/ einzeln bewusst ansteuern und bewegen zu lernen.
Er muss lernen die Dinge mit seinen Sinnen zu fühlen und mit seinem Gehirn abzugleichen um dann immer wieder durch Training den bewussten Überprüfungs- und Erkenntnisprozess zu entwickeln.
Diese neuen bewussten Automatismen, die wir gemeinsam einstudieren, sind die absolute Grundlage um im Spitzensport landen zu können, ohne das geht garnichts. Aber sie dienen nicht nur als Grundlage des Spitzensports, sie sind die absolute Grundlage für unser täglich lernen und leben. - Wechselwirkung von Training und Wettbewerb
Der Wettbewerb ist unerlässlich für die Weiterentwicklung des Tennisspiels. Der Wettbewerb hat enorme Auswirkungen auf Körper & Geist, hier lernt man nochmal weitgehender Stress bewusst zu bewältigen. Dies können wir im Training vorbereiten aber die Situation des Wettbewerbs wird den Lernprozess der Selbstreflexionsfähigkeit beschleunigen.
Im Training liegt die hauptsächliche Seite im Selbstveränderungsprozess und des Erlernen von neuen Gewohnheiten.
Im Wettbewerb geht es um die Anwendung der neuen Automatismen um den Matchplan bzw. die Taktik effizient umzusetzen.